Die Welt schaut nach New York

Blühender Dachgarten der „High Line“

Wie eng alt und neu beieinander liegen, demonstriert nicht nur die High Line, sondern auch die hier angrenzende Architektur in West Chelsea. © Iwan Baan

Treppenaufgang zum Dachgarten der „High Line“

Treppenaufgänge und Aufzüge ermöglichen den Zugang zum „Schwebenden Garten“. © Iwan Baan

Kammartig ins Grüne auslaufende Gehbeläge

Die Betonstreifen, die sich jeweils an einem Ende schmal zuspitzen, laufen kammartig ins Grün aus – Überwuchern ist erwünscht. © Iwan Baan

Besucher  der „High Line“ liegen auf dem Rasen

Erholung auf der High Line – einfach mal auf den Rasen liegen und sonnen. © Iwan Baan

Bepflanzte Gleise und Sitzplätze auf der „High Line“

„Radial Bench“ im zweiten Bauabschnitt: an der 29th Street beginnt die High Line eine sanfte Kurve in Richtung Hudson River. © Iwan Baan

Beleuchteter, bepflanzter Weg in der Nacht

Einen reizvollen Anblick bietet „Falcone Flyover“ in der Nacht: der sich über Gleise und Bepflanzung erhebende Weg ist von unten beleuchtet. © Iwan Baan

Dachgarten mit Holzliegen in der Abendstimmung

Das „Sundeck“ zwischen der 14th und 15th Street. Die rollenden Holzliegen können auf den Schienen beliebig verschoben werden. © Iwan Baan

Luftansicht auf die „High Line“ bei Nacht

Die wahre Dimension wird aus der Vogelperspektive deutlich: hier sind rund 800 m und damit ein Drittel der Gesamtlänge zu sehen. © Iwan Baan

Dachgarten mit sichtbaren Bahngleisen als Gestaltungselement

Der zuletzt eröffnete Teil „Rail Yards“ ist benannt nach dem Abstellbahnhof, der nach wie vor dieses Areal beherrscht. © Iwan Baan

Dachgarten mit Gehbelagsflächen und Sitzflächen in der Abenddämmerung

Die Sitzbänke wachsen wie von selbst aus dem Boden und sind immer wiederkehrendes Gestaltungselement. © Iwan Baan

Die „High Line“ während der Bauarbeiten

Der Umbau der Hochbahntrasse fand in insgesamt drei Bauabschnitten statt. Nun sind 2,4 km durchgängig begehbar. © Friends of the High Line

Grünes Erfolgsprojekt „High Line“ 

Einst herunter gekommene Gegend, dann kam blühendes Grün, das einen ganzen Stadtteil verwandelt. Die umgebaute Hochbahntrasse High Line in New York avancierte zum Touristenmagnet Nummer 1. Seit der Eröffnung im Jahr 2009 besuchten bereits mehr als 20 Millionen Menschen die High Line, die mit Fertigstellung des dritten Teilabschnittes im September 2014 nun auf 2,4 km begehbar ist. Wie ein Laufsteg schlängelt sich der nur 10 bis 20 m breite Park von der Gansevoort Street nach Norden bis zur 34. Straße und entfaltet seine magnetische Wirkung. Eine weltweit nachgeahmte Erfolgsgeschichte. 

Um das Jahr 1930 entstand die New Yorker High Line und ermöglichte, dass der Schienenverkehr sich nicht mehr mit hohem Unfallrisiko auf der Straße abspielte. Nachdem 1980 die letzten Güterzüge rollten, verkam das Bauwerk und mit ihm die umstehenden Häuserblocks. Dem 1999 gegründeten gemeinnützigen Verein „Friends of the High Line“, unterstützt durch die Stadt New York und ihren Bürgermeister Michael Bloomberg, gelang die Umgestaltung in den attraktiven Park. Über 8 Jahre wurde in 3 Bauabschnitten die bislang „längste Dachbegrünung der Welt“ geschaffen (Eröffnungen 2009, 2011 und 2014). Der Verein steuert heute ca. 90 % der finanziellen Ausstattung der High Line bei und ist verantwortlich für Verwaltung, Pflege sowie die Organisation des Programms.

Dauerhaft funktionssichere Basis

Das Team der Planer bestand aus den Landschaftsarchitekten James Corner mit seinem Büro Field Operations, den Architekten Diller Scofidio + Renfro und dem renommierten Pflanzenkenner Piet Oudolf. Die technische Basis jeglicher Gestaltungsideen mit Pflanzen, Gehbelägen und Aufenthaltsbereichen lieferte der erfahrene Dachbegrünungssystem-Hersteller ZinCo. Als Dränage wurden Floradrain®-Elemente auf der abgedichteten Betondecke eingebaut. Diese profilierten Dränageelemente verfügen an der Oberseite über Mulden zur Speicherung von Niederschlagswasser. Überschusswasser wird über das unterseitige Kanalsystem sicher abgeleitet. Die Floradrain®-Elemente wurden vollflächig verlegt, verfüllt mit Zincoblend M und anschließend mit Filtervlies abgedeckt. Darüber wurde die Vegetationstragschicht aufgebracht. Die vorhandenen Versorgungsleitungen für Wasser und Strom wurden im Aufbau integriert.

Reminiszenz an die Vergangenheit

Den Planern gelang in wunderbarer Weise die Einbindung des historischen Ursprungs in den Park, denn die früheren Gleise sind vielerorts sichtbar. Zudem hat Field Operations das so genannte „planking“-System entwickelt, ein Gehbelag aus Betondielen, die auf einer Seite spitz auslaufen und ebenso an überwucherte Gleise erinnern. Mehrere hundert verschiedene Pflanzenarten wurden ausgewählt, darunter zahlreiche Sträucher und Bäume, die heute auf im Mittel ca. 45 cm Substrat gedeihen. Für Pflanzen mit erhöhtem Wasserbedarf ist eine Tröpfchenbewässerung installiert. Das breite Spektrum reicht von sehr feuchten, moorähnlichen Bereichen bis hin zu trockenen Steppengräsern. Nicht der „Zierwuchs“ ist gewollt, sondern der Charakter der natürlichen Flora und Wildnis, die in der Vergangenheit dort entstanden war.

Besonders im zuletzt eröffneten Teil „Rail Yards“, benannt nach dem großen Abstellbahnhof, der nach wie vor dieses Areal beherrscht, erlebt man die Geschichte der Güterbahn noch intensiver. Der Bodenbelag erinnert an Bahnschotter, an vielen Stellen wurden die Schienen des alten Bahnhofs in den Asphalt des einfachen, geteerten Weges integriert.

Verbindung von Stadt, Natur und Kultur

Mitten im Häusermeer, ohne jede Abgeschiedenheit, ist die High Line aktiv und lebendig. Doch Zwischenstopps sind erwünscht. Dazu laden Parkbänke und Lounge-Bereiche mit Sitz- und Liegemöbeln ein. Hier ein Sonnendeck mit Wasserelementen, dort rollende Holzliegen und eine mehrstufige Sitztreppe. Von der theaterähnlichen „Viewing Box“ blickt man durch große Glasscheiben auf den Verkehr, Aussichtspunkte geben die Sicht frei auf Hudson River, Empire State Building und Freiheitsstatue. Oft finden temporäre Ausstellungen statt, Musiker und andere Künstler treten auf. Eine überzeugende Zusammenführung von Stadt, Natur und Kultur.

Vielfache Wertschöpfung

Die High Line lockt nicht nur Naturliebhaber, Fotografen, Aktionskünstler und Musikgruppen, sondern auch jede Menge Investoren in den Süd-Westen Manhattens. Die vormaligen Industriebrachen Meatpacking District, Chelsea und Hell’s Kitchen verwandelten sich in teure Szeneviertel, in die Prominente und Gutverdienende ziehen. Haute-Couture-Läden, Galerien, Cafés und teure Restaurants prägen die sorgfältig renovierten Straßenzüge. Quer über der High Line thront das zur Zeit angesagteste Hotel der Millionenmetropole „The Standard“ und bietet spektakuläre Aussichten auf den Park auf Stelzen. Am südlichen Ende entsteht nach Entwürfen des Stararchitekten Renzo Piano eine neue Heimat für das Whitney-Museum of American Art. Zahlreiche Baustellen markieren neue Wolkenkratzer und Luxus-Wohnblocks.

Ein grüner Park ist damit zum Wirtschaftsmotor eines ganzen Stadtteils geworden, was es in dieser Form niemals zuvor gab. Für alteingesessene Bewohner ist dies aber leider auch eine zwiespältige Entwicklung, denn viele können sich die Mieten nicht mehr leisten.

Weltweites Vorbild

Einzelne Beispiele für die Umwandlung ehemaliger Bahnstrecken in Grünanlagen gab es bereits vor der High Line, aber noch nie gelang eine Umgestaltung so spektakulär wie hier, noch nie mit solch magnetischer Wirkung und mit so vielen Auszeichnungen. Robert Hammond und Joshua David, Gründer der „Friends of the High Line“, erhielten die „Jacobs-Medaille“ der Rockefeller Foundation, der Verein den „Doris C. Freedman Award“. Auch der „International EGHN-Preis“ des European Garden Heritage Network sowie der „Green Roof Leadership Award“ der IGRA International Green Roof Association erweitern die lange Liste der Auszeichnungen.

Und noch nie erzielte solch ein Projekt so viel Nachahmung: In Chicago soll ebenfalls eine stillgelegte Eisenbahnlinie in Grün verwandelt werden, in Philadelphia ein 18 m hohes Viadukt, in Atlanta soll ein Grüngürtel (Beltline-Projekt) in einer Länge von 35 km rings um die Innenstadt auf einem Bahn-Ring entstehen. Vergleichbare Projekte gibt es auch in Paris (Petite Ceinture), Wien (High Line Park Vienna) und London (Garden Bridge over the Themse). Aber auch nicht große Metropolen haben große Ideen: Krefeld plant sein Jahrhundertprojekt mit einer 14,5 km langen Promenade.

Diese Akzeptanz und Nachahmungswelle sind deutliches Indiz dafür, dass die Bewohner großer Städte Natur vor der Haustüre haben wollen. Grund genug, nach weiteren geeigneten Flächen für öffentlich zugängliche Dachgärten Ausschau zu halten. Eine ausgereifte Dachbegrünungstechnik macht hier vieles möglich.

Autor: Roland Appl, Technischer Leiter ZinCo GmbH

Bautafel

Bauprojekt: High Line Parkanlage in New York City, Dachbegrünung der ehemaligen Güterzugtrasse in einer Länge von 2,4 km

Bauherr:
NYC Department of Parks & Recreation,
NYC Economic Development Corporation,
Office of the Deputy Mayor for Economic Development and Rebuilding,
NYC Department of City Planning, Friends of the High Line

Architekt: Diller Scofidio + Renfro, New York

Landschaftsarchitekt: Field Operations, New York, mit Piet Oudolf, Hummelo (NL)

Landschaftsgärtner: Kelco Landscaping and Construction, New York

Dachbegrünung: 2,79 ha Nutzfläche mit intensiver Dachbegrünung auf ZinCo Floradrain®

Bauzeit: 
Bauabschnitt 1 von 2006 bis 2009
Bauabschnitt 2 von 2009 bis 2011
Bauabschnitt 3 von 2012 bis 2014

Weitere Informationen erhalten Sie bei: 

ZinCo GmbH
Lise-Meitner-Str. 2 
72622 Nürtingen
Tel. 07022 6003-0
E-Mail: info@zinco-greenroof.com