Gründach-Architektur „Like-A-Leaf“

Georaster®-Elemente

Die Georaster®-Flächen sind zur Stabilisierung mit Dachtraufprofilen DP 120 eingefasst. © ZinCo / Van der Tol

Eine Arbeitsbühne befördert das Material für den Systemaufbau auf das Dach

Das Material für den Systemaufbau wurde mit Hilfe einer Arbeitsbühne stets „just-in-time“ auf das Dach transportiert und direkt verarbeitet. © ZinCo / Van der Tol

Das begrünte Schrägdach geht in die natürliche Graslandschaft über

Die Dachbegrünung verwandelt die ausgefallene Gebäudearchitektur „Like-A-Leaf" des Spielhauses in einen grünen Hügel. © ZinCo / Van der Tol

Mähen des Grases auf dem Schrägdach

Für Maßnahmen der Gründachpflege, wie hier das Rasenmähen, wird der Hügel vorübergehend abgesperrt. © ZinCo / Van der Tol

Geländer auf dem begrünten Schrägdach

Das Rasendach ist von fast allen Seiten begehbar, allerdings im Bereich der Gauben durch Geländer begrenzt. © ZinCo / Van der Tol

Schrägdachbegrünung mit Sedum

In den Steildachbereichen sorgt die Pflanzengemeinschaft „Steinrosenflur“ für dichten Bewuchs und ein farbiges Bild. © ZinCo / Van der Tol

Oberlichter auf begrüntem Dach

Nur die durchsturzsicheren Oberlichter erinnern daran, dass unter dem Hügel Räume sind. © ZinCo / Van der Tol

„Like-A-Leaf“ heißt die außergewöhnliche Gebäudearchitektur des neuen Spielhauses des Plaswijkparks am Hillegersberg in Rotterdam, denn diese ist „Wie-ein-Blatt“ in die Landschaft eingebunden. Neben der ausgefallenen Form sorgt insbesondere die Begrünung des rund 1000 m² großen und bis zu 55° geneigten Daches für die Zusammenführung des Gebäudes mit der natürlichen Umgebung. Angepasst an die unterschiedlichsten Dachneigungen kamen objektgerecht geplante Dachbegrünungssysteme von ZinCo zum Einsatz – mit Garantieanspruch über 10 Jahre auf den gesamten Dachaufbau.

Die Tradition des Plaswijkparks geht auf fast ein ganzes Jahrhundert zurück, denn dieser wurde bereits 1923 vom Unternehmer CNA Loos als „Teegarten Hillegersberg“ gegründet. Dank Rosengarten, Käfigen mit Vögeln und Affen, Spielplatz mit Karusell, Ruderbootverleih und Ponykutsche entwickelte sich der familiäre Stadtpark bereits in den 1930er-Jahren zum Magnet für Tausende Besucher jedes Jahr. In dieser Zeit wurde auch die Stiftung Plaswjickpark ins Leben gerufen, um den Fortbestand des Parks zu sichern und diesen stets weiter auszubauen. Mitte der 1970er-Jahre nahm die Konkurrenz durch andere Freizeiteinrichtungen stetig zu, so dass der Plaswijckpark in finanzielle Schwierigkeiten kam. Strukturelle Zuschüsse durch die Stadt Rotterdam sichern seither seine Weiterentwicklung. Der Park ist heute in die drei großen Themenbereiche „Wandelwijck“ (Wanderviertel), „Dierenrijck“ (Tierbereich) und „Speelwijck“ (Spielviertel) gegliedert. In letzterem befindet sich das neue Spielhaus „Like-A-Leaf“. Mit seiner Eröffnung am 8. April 2013 ist der Plaswijckpark nun auch an regnerischen oder kalten Tagen besonders attraktiv. Schon im August konnte der zweihunderttausendste Besucher begrüßt werden.

Die außergewöhnliche Idee

Bereits in der Vergangenheit wurde beim Bau jeder neuen Attraktion ein grüner Ausgleich an einer anderen Stelle im Plaswijckpark geschaffen. Im Falle des Spielhauses findet die Kompensation an Ort und Stelle statt, denn das grüne Dach ist Teil des neuen Designs. „Like-A-Leaf“ entspringt der Idee des Architekturbüros Ssse|OvO associates aus Amsterdam und lässt die Grenzen zwischen Landschaft und Gebäude verschwimmen. „Like-A-Leaf“ ist eine außergewöhnliche Dachkonstruktion aus sehr vielen kleinen Teilflächen, bei dem die Kanten des „Blattes“ in das umliegende Gelände reichen. Durch die Begrünung nimmt das Gebäude die Form eines Hügels an und wird damit selbst zum physischen Teil des Parks. Daher nennt sich das neue Spielhaus auch „Huis in de Heuvel“, also „Haus im Hügel“. Der vordere Gebäudeteil über dem Gastronomiebereich wird von einer Glas- und Stahlkonstruktion gebildet. Ihre Oberflächenstruktur ist ebenfalls gefaltet „Wie-ein-Blatt“. Die dortige Pergola ist mit Reben bewachsen und schafft damit ebenfalls Verbindung zur grünen Dachlandschaft und zur Parklandschaft. „Like-A-Leaf“ reagiert sogar auf die unterschiedlichen Jahreszeiten, indem die Größe des Innenraumes entsprechend wächst oder schrumpft. Während der Sommermonate ist die Halle an einer Stelle geöffnet und damit Bestandteil des Freibereichs, durch den auch eine Hauptroute des Parks verläuft. In der Wintersaison wird die Halle geschlossen und bietet 200 m² mehr Innenfläche. Der gesamte Innenraum präsentiert sich im Übrigen dem Besucher gleichsam „Like-A-Leaf“, denn die Stahlträger der Dachkonstruktion bleiben stets von innen sichtbar als Nervenstruktur des „Blattes“.

Ökologischer Anspruch

Als Baumaterial zwischen den Stahlträgern kam unbehandeltes Kiefernholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zum Einsatz. Dieses wirkt feuchtigkeitsregulierend, indem es abhängig von der Raumfeuchte Wasserdampf aufnimmt beziehungsweise abgibt. Ähnlich ist die Situation auf dem begrünten Dach. Hier wird Niederschlag ebenfalls gepuffert und durch Verdunstung allmählich der Natur zurückgegeben. Das Gründach und die sonnenbeständigen Reben auf den Pergolen halten die Räume in den Sommermonaten auch auf natürliche Weise kühl. Das Gründach funktioniert also auch „Wie-ein-Blatt“, schützt die Dachabdichtung durch den Ausgleich von Temperaturschwankungen und trägt zur ökologischen Nachhaltigkeit bei.

Sichere Planung mit „Garantie“

Viel länger als die spätere Bauausführung dauerte bei dieser ausgefallenen Idee zu „Like-A-Leaf“ natürlich die Planungsphase, beginnend im Jahre 2009. Das gilt nicht nur für das Gebäude als solches, sondern auch für den Bestandteil „Dachbegrünung“. Der Generalunternehmer Franjie B.V. betraute die Dachdeckerfirma Mastum Daksystemen aus De Meern mit der Ausführung der Dachabdichtung und Van der Tol B.V. aus Amsterdam mit diesem speziellen Begrünungsauftrag. Der erfahrene Ausführungsbetrieb Van der Tol B.V. arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten mit ZinCo Dachbegrünungssystemen. Gerade bei solch ausgefallenen Dachsituationen ist die Fachkompetenz und Erfahrung vom Systemhersteller unerlässlich für eine objektspezifische und damit dauerhaft funktionssichere Lösung. So übernahm ZinCo Benelux B.V. die detaillierte Gründachplanung, bei der infolge der vorhandenen unterschiedlichen Dachneigungen (insgesamt 20 Teildachflächen von 7° bis 55°) letztlich zwei verschiedene Dachbegrünungssysteme zum Einsatz kamen. Auf den gesamten Dachaufbau inklusive Begrünung erhielt die Stiftung Plaswjikpark durch die Ausführungsbetriebe eine „Leven op daken“-Garantie über den Zeitraum von 10 Jahren. Der Bauherr profitiert von geplanter Sicherheit.

Einige kleinere Dachbereiche wurden übrigens im Laufe der Projektplanung nicht mehr für Begrünung vorgesehen, sondern ausgewiesen für die Belegung mit grünen Bitumenbahnen. Im März 2012 startete der Bau des Gebäudes, die Ausführung der Begrünung folgte im Frühjahr 2013.

Die Technik passt

Auf Grundlage der fachgerecht ausgeführten, wurzelfesten bituminösen Dachabdichtung folgten, abhängig von der Dachneigung, die passenden Systemaufbauten zur Begrünung. In den Teildachflächen mit Dachneigungen bis 25° „startete“ der ZinCo Systemaufbau „Schrägdach“ mit der Verlegung der Bewässerungs- und Schutzmatte BSM 64, die mit ca. 7 l/m² eine besonders hohe Wasserspeicherkapazität aufweist. Darauf folgten die schubabtragenden Dränage-Elemente Floraset® FS 75. Diese 1 m × 1 m großen und 75 mm hohen Platten aus Recycling-Hartschaum (EPS) verfügen über unterseitige Dränagekanäle und weisen oberseitig stabile Noppen auf, die sich mit dem Substrat verzahnen und damit dessen Lagesicherheit gewährleisten. Passend für die gewünschte Begrünung wurde die Systemerde „Rasen“ aufgebracht.

In den Teildachflächen mit Neigungen über 25° kam der Systemaufbau „Begrüntes Steildach“ zum Einsatz. Auf die Bewässerungs- und Schutzmatte BSM 64 folgten hier Georaster®-Elemente in der Größe von 0,54 m × 0,54 m. Diese bestehen aus Polyethylen (HD-PE), besitzen einen verstärkten, die Schubkräfte abtragenden Mittelsteg und wurden mittels integrierter T-Profile durch einfaches Ineinanderstecken kraftschlüssig miteinander verbunden. Die verwendete, besonders leichte Systemerde „Steinrosenflur-Leicht“ wurde in die etwa 100 mm hohen Georaster®-Elemente mit minimaler Überdeckung verfüllt. Im Steildachbereich fassen zusätzliche Dachtraufprofile DP 120 die Georaster®-Flächen ein und dienen damit zur sicheren Ableitung der auftretenden Schubkräfte in die Dachkonstruktion.

Eine Dachbegrünung ist normalerweise nur bis 45° Dachneigung machbar. Diese Begrünungslösung wurde hier objektspezifisch sogar bis 55° realisiert, da die ganz extreme Neigung lediglich kleinflächig auftrat.

Von Vorteil bei diesen besonderen Dachgegebenheiten war die Größe und das Gewicht der einzelnen Dränageelemente, die sich mittels Baukran problemlos aufs Dach befördern und variabel auf den Teildachflächen verlegen und ineinander stecken ließen. Aufwändiger in der Bauausführung gestaltete sich der Transport des Substrats auf die Dachflächen. Dieses wurde in BigBags angeliefert, per Kran aufs Dach befördert und von Hand verteilt.

Die abschließende Bepflanzung zielt auf ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild: neben den weitläufigen Rasenflächen ziehen insbesondere in den steileren Teildachflächen verschieden blühende Sedum-Arten, ausgebracht in Form von fertig kultivierten Pflanzenmatten, die Blicke auf sich.

Spiel und Spaß auf dem „Hügel“

Das Dach als  grüner „Hügel“ ist von allen Seiten begehbar und dient als eigenständige Spiel- und Erlebnisfläche und zum Herumtollen im Gras. Ausgereifte Systemtechnik macht es möglich. Es sind kleinere Hütten, ein Outdoor-Kletterbereich und eine Aussichtsterrasse auf dem Dach gestaltet. Jede Menge Spaß gibt es natürlich auch im „Huis in de Heuvel“: im zweigeschossigen Innenbereich dürfen Kinder auf 2400 m² alles, was zu Hause streng verboten wäre: auf dem Bett Trampolin springen, mit Badeschaum spielen oder durch Geheimgänge kriechen. Auf der teilüberdachten Theaterbühne treten Bauchredner auf und allerlei weitere Verlockungen warten in, auf und rund um den grünen „Hügel“ auf die Besucher.

Die Stiftung Plaswijckpark hat hiermit eine neue Attraktion für den Park geschaffen, welche nicht nur den Freizeitwünschen gerecht wird, sondern mit der außergewöhnlichen Gebäudearchitektur „Like-A-Leaf“ insbesondere ökologischen und landschaftlichen Gesichtspunkten in hohem Maße Rechnung trägt.

Autoren: 
Heidrun Eckert, ZinCo GmbH
Peter Koop, ZinCo Benelux e.V.

Bautafel

Bauprojekt: „Like-A-Leaf“ Dachbegrünung des Spielhauses im Plaswijckpark Rotterdam, Niederlande

Bauherr: Stiftung Plaswijckpark, Ringdijk 20, 3053 KS Rotterdam, Niederlande

Architekt: Ssse|OvO associates, architects, Bethaniëndwarsstraat 6a, 1012 CB Amsterdam, Niederlande

Generalunternehmer: Aannemingsbedrijf Fraanje B.V., Postbus 1, 4456 ZG Lewedorp, Niederlande

Baujahr: 2013

Dachfläche: rund 1000 m² Dachbegrünung

Dachneigung: von 7 bis 55 Grad

Begrünungsaufbau: ZinCo Systemaufbau „Schrägdach“ mit Floraset® FS 75 und Systemaufbau „Begrüntes Steildach“ mit Georaster®

Systemlieferant: ZinCo Benelux B.V., Postbus 9092, 1006 AB Amsterdam, Niederlande

Ausführung Begrünung: Van der Tol B.V., Postbus 9349, 1006 AH Amsterdam, Niederlande

Dachdecker: Mastum Daksystemen, Veldzigt 57, 3454 PW De Meern, Niederlande

Weitere Informationen erhalten Sie bei: 

ZinCo GmbH
Lise-Meitner-Str. 2 
72622 Nürtingen
Tel. 07022 6003-0
E-Mail: info@zinco-greenroof.com